Möchte hier meinen Beitrag vom 20.01.13, zu dem auch geantwortet wurde, wiederholen.
Kinnbart als ständiger Begleiter
Jetzt will ich mal Bericht erstatten über das Leben mit meinem 35 Zentimeter langen Kinnbart. Seit einiger Zeit spüre ich deutlich, dass der Bart ganz schön in mein Dasein eingreift.
Morgens greife ich in den Kragen des Pyjamas, um ihn auszuziehen, schon habe ich den Bart mit in der Hand. Nach der Toilette ziehe ich ein Unterhemd oder ein T-Shirt an, es steckt der Kinnbart im Kragen und ich muss ihn herausziehen.
Hemd anziehen: Die drei oberen Knöpfe kann ich nur fühlen, weil der Kinnbart sie verdeckt. Das Binden einer Krawatte geht auch nur, wenn man es blind kann. Alternative: Mit einer Haarklammer Kinn- und Schnauzbart zusammenhängen oder sonst wie den Kinnbart nach oben klemmen. Wenn man danach noch mit Haarspray arbeiten will, muss man natürlich auf Hemd und Krawatte aufpassen.
Selbst beim Zuknöpfen der Manschetten fasse ich in meinen Kinnbart und muss deshalb den Unterarm vom Körper weg halten beim Zuknöpfen.
Das Frühstücken und Zähneputzen ist dann unproblematisch. Es sei denn, der Schnauzbart ist noch nicht gestylt und man isst ein Honigbrot oder hat Ketchup auf der Wurstsemmel.
Nach dem Fönen des Schnauzbartes – Anorak anziehen zum Motorroller fahren. Da muss ich den Kinnbart nach oben halten, um ihn nicht in den Reißverschluss zu integrieren. Zum Moped fahren klemme ich den Bart dann in eine Haarklammer oder zwei Haarklammern, sonst gibt es einen Struwwelpeter-Effekt mit dem Kinnbart. Weil man sich so in einem Geschäft usw. nicht zeigen will, nehme ich die Klammern immer wieder raus und setzte sie dann wieder in den Kinnbart. Gestylter Schnauzbart, den ich eigentlich gerne trage, ist mit Motorradhelm unmöglich.
Trage ich mal einen Mantel mit oben offenem Kragen, so nehme ich zwar den Kinnbart nach außen. Der Bart steht jedoch dann ab. Innen hält er noch nicht. Also hilft es nur, den Kinnbart noch wachsen zu lassen. Ich denke, so bei 50 Zentimeter Bartlänge ist das Problem gelöst.
Nach ein wenig glatt streichen oder bürsten passt dann wieder alles. Anders, wenn ich körperlich arbeite (Haus, Hof, Garten, Werkstatt). Dann muss ich einen Haargummi verwenden, um den Kinnbart und mich zu schützen. Es könnte ja mal einer von der Berufsgenossenschaft vorbeikommen! Wenn man sich über etwas beugt und eine Zange oder einen Schraubenschlüssel anfasst, dann hat man den Kinnbart mit dabei. Also muss aus Sicherheitsgründen der Haargummi an den Kinnbart.
Sollte ich aus der Brusttasche der Latzhose mal einen Phasenprüfer oder Kugelschreiber entnehmen wollen, habe ich zuerst mal den Kinnbart zwischen den Fingern. Entweder halte ich den Bart mit der anderen Hand zur Seite, was auch beim Zurückstecken der Sachen gilt, oder ich binde den Bart mit einem Haargummi nach oben.
Beim Anlegen des Sicherheitsgurtes, wenn man nach links oben greift, habe ich immer „Zugriff“ auf meinen Kinnbart. Bin ich angeschnallt, steckt der Bart mit im Gurt und ich muss ihn rausholen. Einmal fuhr ich mit einem offenen Cabriolet mit (bei ca. 20 Zentimeter). Da war der Kinnbart plötzlich überall. Ich musste ihn ständig festhalten, bereits ab Tempo 40, und das über 150 Kilometer hin und retour.
Letztes Mal war ich beim Schwimmen. Schön ist das Gefühl, wie der lange Kinnbart von der Strömung bewegt wird und wie er hängt beim Verlassen des Beckens. Das Zusammenführen der Hände beim Brustschwimmen führt zum Einklemmen des Bartes. Entweder weicht man aus, was dazu führt, dass man die Züge nicht richtig hin bekommt, oder man muss den Kinnbart eben auch hier nach oben binden. Gnade dem, der im Schwimmbad nicht mit einem Haargummi ausgerüstet ist. Ich musste das erste Mal in den Garderobenschrank zurück und einen Gummi holen.
All die Gelegenheiten, bei denen man an den Kinnbart „erinnert“ wird, sind noch ein Spiel, wenn man ihn offen trägt und dann nach oben klemmen kann. Ganz was anderes ist es, wenn der Bart gestylt ist, indem man ihn einfach nach unten kämmt und mit Haarlack oder Haarspray versteift. Dann muss ich noch viel vorsichtiger sein bei all dem, was oben gesagt wurde. Also bereits beim Sicherheitsgurt holen schon aufpassen; Das Fahren mit dem Fahrrad oder dem Motorrad lässt man besser bleiben.
Lege ich ab und an den Kinnbart zu beiden Seiten nach außen, so heißt es „extrem aufpassen“. Weil ein paar Stunden, beispielsweise für einen Abend, sollte der Bart ja halten. Und jeder Anstoß daran könnte das Bartgeweih beeinträchtigen.
Dennoch kürze ich meinen Kinnbart nicht. Ich lebe damit, dass ich Obacht geben muss, den Bart nach oben binden muss, ihn nicht immer so stylen kann, wie ich es gerne hätte.
Der Unterschied zwischen theoretischem Wachsen und tatsächlichem Zustand macht mich stutzig. Man geht von etwa einem Zentimeter je Monat aus, was ich nach dem Färben auch an den Barthaaransätzen sehe. Am Anfang konnte man sich auch auf diesen einen Zentimeter „verlassen“. Dennoch kommt jetzt der Zentimeter „unten“ nicht an. Seit ich den Kinnbart im Mai 2010 auf etwa acht Zentimeter gestutzt habe, müsste er gut 40 Zentimeter lang sein. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Bartlänge beträgt 35 Zentimeter, sichtbar sind nur knapp 30 Zentimeter.
Also gilt das, was ich auch jedem Bartanfänger rate: Geduld haben. Den Kinnbart zu kürzen, habe ich jedenfalls nicht vor. Vielleicht klemme ich mal Kunsthaar dazu, um zu sehen, wie es bei noch größerer Bartlänge sein könnte.